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Mohn und Kornblumen statt Mais und Kartoffeln: Sascha Hartig aus Eitzen I stellt Saatgut für Blühmischungen her

Blühacker

Die Blühäcker sind eine wahre Augenweide. Archivfoto: Gemeinde Bienenbüttel

Eitzen I. Noch bis vor kurzem summen Insekten im Mohn und in den Kornblumen, flattern von Blüte zu Blüte. Die Felder von Sascha Hartig sind die reinsten Blütenmeere. Der Landwirt aus Eitzen I baut nicht wie in der Region üblich Getreide, Mais oder Kartoffeln an, sondern Gräser, Leguminosen und Kräuter. Zu letzteren zählen der Mohn und die Kornblumen, auch unter den botanischen Namen „Papaver rhoeas“ und „Centaurea cyanus“ bekannt – zumindest bei Sascha Hartig. „Ich kenne sämtliche botanische Namen von Gräsern und Kräutern, die hier wachsen. Bei Menschen habe ich dafür Probleme, mir die Namen zu merken“, sagt er und lächelt.

Als er vor 15 Jahren beginnt, auf dem landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters zu wirtschaften und zunächst auf drei Hektar Land Blühäcker anlegt, ist er es, der von seinen Kollegen belächelt wird. Damals kommt er gerade frisch von der Meisterschule und ist sich selbst nicht sicher, wohin diese Reise gehen soll. Doch er geht sie weiter und steigt in die Vermehrung von sogenanntem „Regiosaatgut“ für eine bayerische Firma ein.

Heute, mit 42 Jahren, bereut er diese Reise nicht. Etwa 50 bis 60 verschiedene Arten von Blühpflanzen baut er an, alle als Monokulturen. Sie müssen individuell behandelt werden, bekommen verschiedene Dünger, unterscheiden sich in der Erntezeit. Diese Vielseitigkeit schätzt der Landwirt sehr. Inzwischen baut er auf 120 Hektar Land Blühäcker an, hat auf seinem Hof zwei festangestellte Mitarbeiter und vier Saisonarbeitskräfte, betreut zusätzlich als Anbauberater etwa 20 weitere Landwirte im norddeutschen Raum und mit ihnen weitere 250 Hektar Blühflächen. Abnehmer des Saatgutes sind Kommunen, Genossenschaften, Landwirte und Privatmenschen.

„Vieles, was in der Region auf Wiesen, Wäldern und Feldrändern angesät wird, kommt von uns“, sagt Sascha Hartig stolz. Dabei ist er sich sicher: „Ohne meine Familie und meine Bekannten wäre das nicht möglich gewesen.“ Besonders dankbar ist er seinem Vater, der ihn nach wie vor auf dem Mähdrescher unterstützt, aber auch seine Frau, seine Schwester und seine drei Söhne packen ordentlich mit an. Vielleicht, so hofft Hartig, übernimmt einer von ihnen eines Tages den Hof.  

Dass jemand mit den hübsch anzusehenden Blühäckern sein Geld verdient, wäre ihm früher selbst nicht in den Sinn gekommen. „Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, woher diese Saatmischungen kommen“, gibt er zu. Sein Verständnis endet bei denjenigen, die für ein paar schöne Fotos in seinen Feldern herumlaufen. Sogar mit einem Pferd habe er schon jemanden beobachten können. „Es freut mich, wenn sich auch andere an meinen Feldern erfreuen und sie können gern Fotos machen, aber ich laufe doch auch nicht in fremden Gärten rum!“

Bienenbüttels Bürgermeister Dr. Merlin Franke findet den Betrieb und die Arbeit von Sascha Hartig „äußerst spannend und innovativ“. Viele Besucher hätten sich davon bereits selbst ein Bild gemacht, darunter auch die ehemalige niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast. „Ich hoffe, dass auf dem Hof Hartig weiterhin solch zukunftsweisende Projekte realisiert werden“, sagt Dr. Franke.

 

Sascha Hartig

Sascha Hartig aus Eitzen I. Foto: privat

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